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Start: 01.09.2021
Die metachromatische Leukodystrophie (MLD) ist eine seltene, autosomal rezessiv vererbte lysosomale Speicherkrankheit, die durch eine Mutation im ARSA-Gen verursacht wird. Diese führt zu einem Mangel des Enzyms Arylsulfatase A (ARSA) und einer daraus resultierenden Anhäufung toxischer Substanzen, den sogenannten Sulfatiden, im zentralen und peripheren Nervensystem sowie in Geweben und Organen. Die geschätzte Inzidenz von MLD liegt in Europa bei 1:100.000 Geburten.
Die Anhäufung von Sulfatiden führt zur Demyelinisierung und Degeneration von Neuronen und zum Verlust motorischer, kognitiver und sensorischer Funktionen, was schließlich zum vorzeitigen Tod führt, insbesondere bei Patienten mit früh einsetzender MLD.
Patienten mit MLD können zunächst normal erscheinen, erreichen dann aber eine Phase der Entwicklungsstagnation, und sobald die rasch fortschreitende Phase einsetzt, erleben die Patienten einen raschen und aggressiven Rückgang der motorischen und kognitiven Funktionen, der zum Verlust aller zuvor erworbenen Fähigkeiten, zu schweren neurologischen Behinderungen und zum vorzeitigen Tod führt
Die Studie wird aus der Trockenblutkarte im Rahmen des Neugeborenen-Screenings durchgeführt. Sie ist ein gemeinsames Projekt der Firma Orchard, dem Labor ArchimedLife, Wien und der Neuropädiatrie der Univ.-Kinderklinik Tübingen. Ein Ethik-Votum der Ärztekammer Niedersachen liegt vor.
Start: 01.05.2018
Das Neugeborenen-Screening bietet die Möglichkeit, weitere Krankheiten zu erfassen, welche die weitere Entwicklung des Neugeborenen beeinflussen können. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie, welche in Zusammenarbeit mit der Kinderklinik der MHH allen Eltern angeboten wird, soll ermittelt werden, welche Krankheiten zukünftig in das Neugeborenen-Screening aufgenommen werden können.
Folgende Krankheiten werden zusätzlich zum erweiterten Neugeborenen-Screening erfasst: Carnitin-Transport-Defekt, Citrullinämie, 3-Hydroxy-3-Methylglutaryl-CoA-Lyase-Mangel, Propionacidämie, multipler Acyl-CoA-Dehydrogenase-Mangel (Glutaracidurie Typ II), Methylmalonacidurie und Störungen des Vitamin B12 Stoffwechsels, Störungen der Remethylierung (MTHFR, CblD, CblE, CblG), Hypermethioninämie, Homocystinurie, Argininosuccinat-Lyase-Mangel, Mangel an Aromatischer L-Aminosäure-Decarboxylase (AADC).
Ab 2025 werden weitere Krankheiten hinzugefügt: Arginase-Mangel, X-chromosomale Adrenoleukodystrophie (X-ALD), Serinmangel-Syndrom, Guanidinoacetat-Methyltransferase- (GAMT)-Mangel + Arginin:Glycin-Amidinotransferase-(AGAT)-Mangel, Adenosindesaminase- (ADA)-Mangel, 2,4-Dienoyl-CoA-Reduktase- (DECR)-Mangel.
Erste Zwischenergebnisse sind publiziert worden:
Mütze U, Gleich F, Haas D, Urschitz MS, Röschinger W, Janzen N, Hoffmann GF, Garbade SF, Syrbe S, Kölker S. Vitamin B12 Deficiency Newborn Screening. Pediatrics. 2024 Aug 1;154(2):e2023064809. doi: 10.1542/peds.2023-064809. PMID: 39040028.
Reischl-Hajiabadi AT, Okun JG, Kohlmüller D, Manukjan G, Hegert S, Durner J, Schuhmann E, Hörster F, Mütze U, Feyh P, Hoffmann GF, Röschinger W, Janzen N, Opladen T. Newborn screening for aromatic l-amino acid decarboxylase deficiency – Strategies, results, and implication for prevalence calculations. Mol Genet Metab. 2024 Mar;141(3):108148. doi: 10.1016/j.ymgme.2024.108148. Epub 2024 Jan 31. PMID: 38302374.
Maier EM, Mütze U, Janzen N, Steuerwald U, Nennstiel U, Odenwald B, Schuhmann E, Lotz-Havla AS, Weiss KJ, Hammersen J, Weigel C, Thimm E, Grünert SC, Hennermann JB, Freisinger P, Krämer J, Das AM, Illsinger S, Gramer G, Fang-Hoffmann J, Garbade SF, Okun JG, Hoffmann GF, Kölker S, Röschinger W. Collaborative evaluation study on 18 candidate diseases for newborn screening in 1.77 million samples. J Inherit Metab Dis. 2023 Nov;46(6):1043-1062. doi: 10.1002/jimd.12671. Epub 2023 Sep 12. PMID: 37603033.
Abgeschlossene Studien
Beginn: 01.01.2022; Ende der Studie: 31.05.2023
Säuglinge mit Cystinose oder Hyperoxalurie sind nach der Geburt meist noch asymptomatisch. Nur durch eine molekulargenetische Untersuchung (Polymerasekettenreaktion, PCR) können die Erkrankungen in diesem Alter zügig festgestellt und therapiert werden. Eine frühzeitig eingeleitete Behandlung verhindert rapid problematische Verläufe.
Die nephrotische Cystinose ist eine Speicherkrankheit der Aminosäure Cystin und tritt mit einer Häufigkeit von etwa 1:100.000 bis 1:200.000 auf. Unbehandelt führt die Erkrankung nach wenigen Jahren zum Verlust der Nierenfunktion und zur Notwendigkeit einer Nierentransplantation. Eine frühzeitige medikamentöse Behandlung kann vor dem Verlust der Nierenfunktion schützen. Ein Ethik-Votum der Medizinischen Hochschule liegt vor.